Mittwoch, 1. September 2010

Sarrazin - Anhänger oder HartzIV strikes back

Etwas überrascht waren Politiker aller coleur von der starken Zustimmung für Sarrazins Thesen in der Bevölkerung. Sofort wurde nach den Gründen gefragt.

Ein Vergleich Sarrazin-Westerwelle zeigt, daß Westerwelle seine Thesen nie belegt hat, aber die sofortige Umsetzung fordert. Vor allem das Damokles-Schwert der üblen Nachrede wegen den unbelegten Behauptungen Westerwelles über HartzIV-Missbrauch und -Empfänger sowie der einseitigen Arbeitgeber-Prolemik schwebt da über Westerwellen.

Sarrazin dagegen belegt seine thesen penibel mit Statistiken des Mikrozensus, Schulstatistiken aus der Diskussion der Hauptschulproblematik (Problemhauptschulen), mit Statistiken aus der Jugendkriminalität, mit Schufa-Daten und - ja, auch wenn es niemand glauben mag - mit Daten gentechnischer Untersuchungen (die aber möglicherweise den Datenschutz missachten) Allgemein scheint das einzige ziehende Gegenargument gegen Sarrazin zu sein, daß alle diese Interpretationen zwar irgendwie stimmen, aber datenschutzrechtlich fragwürdig sind. Aber nach der Lockerung der Datenschutzrechte der letzten Jahre kann auch dagegen niemand juristisch vorgehen.

Doch wer ist eigentlich der typische Anhänger Sarrazins, bei dem diese Thesen auf so fruchtbaren Boden fallen? Erste Fallbeispiele zeigen:

Er hat vor der Wiedervereinigung eine gute Berufskarriere gehabt, er hat Abitur oder mindestens Realschulabschluss, er hat eine abgeschlossene gute Berufsaufbildung.

Bei der Wiedervereinigung kam es zum ersten Karriereknick; Bei Westdeutschen wegen starken Bewegungen auf dem Arbeitemarkt, bei Ostdeutschen wegen des Zusammenbruchs von Strukturen. Die restliche Zeit unter der Kohl-Regierung wird von ihm nur als Diebstahl der Regierung gebangen am Volk betrachtet.

Unter der Schröder-Regierung war er auch der Verlierer durch das Scheinselbständigkeitsgesetz, durch die Förderung indischer Programmierer und Stammzellen-Import aus Israel etc.

Danach fiel er in HartzIV, das er als eine vom Gesetzgeber gewollte Regelung zum erzwungenen sozialen Abstieg empfindet. Er musste umziehen in einen sozialen Brennpunkt, seine Kinder kamen auf die Hauptschule und zeigen dort bald Überbegabten-Problematiken, weswegen sie oft ganz ohne Hauptschulabschluss die Schule beenden und dann ohne jede Ausbildungsperspektive von HartzIV leben.

Das Wohnumfeld empfindet er als beherrscht von Jugendbanden, gewalttätig sowie von Rauschgift- und Prostitution geprägt. Aber bei Nachbarschaftsstreitigkeiten im Zusammenhang mit genau diesen Problemen gekommt er immer nur Unrecht und fühlt sich als von der Mafia diskriminiert. Aber über gewaltbereite Moslems ärgert er sich am meisten.

Er hat hohe Schulden meist aus legalen Arbeitsverhältnissen heraus (er redet von Konkursbetrug, Betrug und Arbeitgebermafia); Auch aus hohen Nebenkostanabrechnungen/Müllabfuhr/GasWasserStrom heraus (1000€ bis 2000€ Nebenkostenabrechnungen in HartzIV-Wohnungen, die auch noch nicht übernommen werden). Auch hierfür macht er den Vandalismus von Jugendbanden verantwortlich.

Und Sarrazin ist für ihn eine Hoffnung, daß sich gerade daren etwas ändert. Jedenfalls bekommt Sarrazin von dieser Richtung genug Zustimmung, um ihn zu ermuntern, noch lange weiterzumachen.

7 Kommentare:

  1. Sarrazin macht die Rechtsradikalen wieder hoffähig für HartzIV-Empfänger, die am Ende sind. Irgendsie wiederholt sich die Geschichte...

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  2. Guter Kommentar - Vor allem weil viele Sarrazin-Foren und Blogs (Unter anderem auch bei Tagesschau.de) geblockt sind.

    Beispiel:
    http://meta.tagesschau.de/id/40143/sarrazin-ein-historischer-wiedergaenger

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  3. Kann mir jemand sagen, wie man hier unter seinem Google-Konto oder unter Name/ID seine Kommentare posten kann?

    Übrigens: Ich finde die momentanen Blockaden des Verfassungsschutzes gegen Sarrazin-pro/kontra-Foren auch Scheisse. Vor allem verstehe ich nicht die Blockaden gegen Foren, in denen Zusammenhänge Sarrazin/Westerwelle/HartzIV kommentiert werden. Insofern: Gute Idee, auf Blogspot auszuweichen.

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  4. Was erwarten die eigentlich von Leuten, die erst mit "Solidarität"-Forderungen und Stillhalteparolen ihren Job und sozialen Status verloren haben, die dann von Zeitarbeitsfirmen ruiniert werden, dann von Schröder mit HartzIV als organisiertem sozialen Abstieg als Familie vernichtet werden und schlussendlich von Westerwelle noch beleidigt und gedemütigt werden? Ich würde lieber in den Knast gehen als mir das gefallen zu lassen. Aber die Sarrazin-Thesen sind keine Lösung, auch wenn man immer von Jugendbanden, Rechtsradikalen und Moslemgewalttätern als Erwachsener zusammengeschlagen wird und dann von Gerichten auch noch Unrecht bekommt und bestraft wird.

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  5. Sarrazin ist wirklich nicht schlimmer als Westerwelle; Aber neben dem Moslem-Problem als Leck im Sozialbereich vergisst Sarrazin die Rauschgiftszene, die Rockerbanden (Hells Angels/Banditos), das Rotlichtmilieu und andere Lecks im Sozialsystem. Davon war aber bereits in anderen Beiträgen hier die Rede.

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  6. Sarrazin und Westerwelle gehören beide nicht in ein demokratisches System. Aber ich halte Westerwelle auch für schlimmer, weil er seine Sprüche im Amt als Aussenminister sagt und auch tatsächlich Druck auf die Gerichte macht, Rechtsbeugung gegen HartzIV-Bezieher zu begehen.

    Hier mal ein Absatz aus einem rechtsgültigen Urteil gegen einen HartzIV-Bezieher: "Seit Westerwelle weht jetzt hier ein frischer Wind, deshalb verstößt es nicht automatisch gegen die Menschenwürde, einen HartzIV-Empfänger mal kräftig in den Arsch zu treten. Die Klage gegen die Sprerrzeit wird abgewiesen."

    Komisch, daß die Menschenwürde und sogar die Religionsfreiheit von Moslems anscheinen weit höher wiegt, und daß niemand fordern darf, denen mal kräftig in den Arsch zu treten. Zumal Sarrazin all dies nicht gefordert hat.

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  7. Sarrazin wird sehr viel sinnvolles in den Mund gelegt als er wirklich sinnvolles gesagt hat.

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