Freitag, 29. Juni 2012

Warum verlor Hitler bei Stalingrad?


Nach neuesten Erkenntnissen der Geschichtsschreibung hatte die Niederlage der deutschen Armee andere Gründe als bisher gedacht. Hitler war demnach weniger ein militärischer als ein politischer Entscheidungsträger bzw. Demagoge und beeinflusste in dieser Rolle die Niederlage entscheidend.

Demnach hatte Hitler nach dem Angriff auf Russland in kurzer Zeit große Erfolge, weil Russland tief zerstritten war nach Stalins Säuberungsaktionen in Wirtschaft und Politik. Hitlers Armee dagegen hatte auch in der besetzten russischen Bevölkerung große Zustimmung am Anfang; Das galt insbesondere für die Ukrainische Bevölkerung, die erst wenige Jahre vorher von Stalin absichtlich hungern gelassen worden war bis zu zehntausenden verhungerter Menschen hin, nur um Stalins politische Forderungen durchzusetzen – so sah es jedenfalls ein großer Teil der Bevölkerung. [Link Kornkammer Ukraine]

Der zweite Punkt war die deutsche Kriegsführung mittels Blitzkrieg; So wurde das besetzte Land in der breiten Fläche nie von Partisanen und gegnerischen Truppenresten gesäubert. Man war auf das Wohlwollen der Bevölkerung in politischer und militärischer Hinsicht angewiesen, was am Anfang der Fall war.

Der entscheidende Wendepunkt war eine sinnlose und nur deutsch-innenpolitisch motivierte Aktion Hitlers: Um der deutschen Kriegsmüdigkeit entgegenzuwirken, wollte Hitler die Ukraine als die neue Kornkammer des deutschen Reiches demonstrieren und ordnete an, dass riesige Mengen Getreide von der noch kriegsgeschädigten Ukraine nach Deutschland transportiert werden sollte; Die Zahlen von importieren Getreidemengen wurden dann noch von der deutschen Propaganda weltweit verbreitet, während die Ukrainische Bevölkerung hungerte. Dabei hatte Deutschland und Europa in diesen Jahren gute Ernten und die Lagerhäuser quollen über mit Lebensmitteln. Über die tatsächlichen importierten Mengen an Getreide gibt es keine klaren Zahlen. [Link Kornkammer Ukraine] Güterzüge voll Getreide verrotteten auf den Gleisen, die Bevölkerung klaute dann aus den Zügen – was man in Deutschland nach dem 1 Weltkrieg „Fringsen“ nannte; Und damit einen in den Augen der Nazis sehr provokanten Bezug zu Hitlers Ideologie herstellte, hatten doch viele Deutsche während der Reparationszahlungen ebenfalls Züge mit Kohle geplündert. Die SS-Einheiten in der Ukraine reagierten entsprechend brutal, und sehr schnell hatten die Nazis den größten Teil der ukrainischen Bevölkerung gegen sich aufgebracht, in den Wäldern formierten sich wieder Partisanengruppen und die Überfälle auch auf Lieferungen an die deutsche Wehrmacht nahmen zu. Stalins Politkommisare in der Ukraine hatten zum ersten mal wieder Zulauf und lockten die Partisanen mit Waffenlieferungen.

Während des Vormarsches auf Stalingrad war die Situation bereits so eskaliert, dass sich die deutschen Truppen in der Ukraine nur noch in einem Streifen von max. 100 km von der Küste des schwarzen Meeres aufhielten und hauptsächlich von See aus versorgt wurden. Das übrige ukrainische Gebiet wurde zwar noch von der SS terrorisiert, allerdings hatte dies keinen strategischen Einfluss mehr. Die deutsche Wehrmacht unternahm bereits gewaltige Anstrengungen, um die Situation unter Kontrolle zu halten: U-Boote wurden über den Rhein, den Main und über Land bis zur Donau transportiert, um diese in kürzester Zeit im Schwarzen Meer zu haben. [Link UBoot Rhein Main Donau] Selbst Rumänien und Bulgarien galten bereits nicht mehr als 100% sicher!

Hitler verlangte aber weiter den Vormarsch der deutschen Truppe, vermutlich um weiter gute Propagandameldungen verbreiten zu können. Auffallend immer kurz vor wichtigen Kino-Wochenschauterminen wurden wichtige Angriffsbefehle für Offensiven gegeben. Die genauen Gründe für den Einmarsch in Stalingrad können nicht geklärt werden; Offiziell begründete Hitler die damit, er wolle die Don dichtmachen für Schiffsverkehr. Oder er wolle kein Fiasko wie in Moskau mehr erleben, wo die russischen Truppen im Winter schön im Warmen saßen und sich verstärkten, während seine Belagerungstruppen draußen in der Kälte erfroren. Ob dies ernst gemeint war und ob Hitler tatsächlich die klimatischen Bedingungen dieser Gegend so schlecht kannte, oder ob dies bereits nur Durchhalteparolen für die Soldaten waren, kann nicht mehr geklärt werden. Jedenfalls wurde Stalingrad gleich am Anfang durch einen deutschen Luftangriff dermaßen zerstört, dass es selbst als Truppenquartier nicht mehr in Frage kam. Es wurde sinnvollerweise daraufhin von der russischen Armee aufgegeben. Ironischer weise konnten sich die deutschen Truppen selbst nicht mehr gut in der vom deutschen Luftangriff zerstörten Stadt bewegen. Viele Bereiche galten sogar als vermint wegen deutschen Bomben-Blindgängern. Vor allem bildete die Ruinenkulisse sehr gute Unterschlüpfe für gegnerische Scharfschützen, die zudem noch gute Ortskenntnis hatte – Nur die Russen wussten ja noch, wie das alles vor den Bombardierungen ausgesehen hatte und wo man Durchgänge erwarten konnte.

Russland dagegen schaffte es zu dieser Zeit, sich wieder zu einen gegen das Nazi-Reich. Aus der Gegend hinter dem Ural wurden neue Armeen formiert und neue Waffen hergestellt. Die Material-Überlegenheit der Russen äußerte sich in Stalingrad sogar so, dass man einen [Link]Tunnel unter dem Don bauen konnte und von hier Riesenmengen an schwerer Artillerie auf die andere Seite bringen konnte – und damit Stalingrad einkesselte. Dies muss bereits Wochen vor der deutsch-offiziellen Einkesselung Stalingrads geschehen sein – Mehrere Transporte kamen bereits nicht mehr durch und die Informationswege waren angeblich von Partisanen sabotiert worden. SS-Einheiten waren schon lange vorher aus Stalingrad abgezogen worden und wagten schon lange nicht mehr, diese angeblichen Partisanen zu verfolgen. Von der SS wurden Paulus gegenüber dabei Informationen über die mangelnde Kontrolle der SS über das Gelände verschwiegen, es wurden sogar falsche beruhigende Nachrichten an Paulus gesendet, die SS habe die Situation unter Kontrolle und brauche keine Unterstützung von Paulus Wehrmacht-Einheiten. General Paulus selbst soll die eigentliche Einkesselung von Stalingrad kommentiert haben mit „ein Gutes hat das ja: Jetzt wissen wir endlich wenigstens, wo die sind und wie viele das sind! Und die SS kann und nicht mehr reinreden!“ [Link Einkesselung Stalingrad]

Der Fehler, Stalingrad als Quartier auszuwählen, zeigte sich jetzt immer mehr: Panzer konnten in den engen, mit Schutt überschütteten Straßen nicht manövrieren und es gab viele Möglichkeiten für gegnerische Heckenschützen. Viele Straßen waren so eng, dass die Panzer ihren Turm nicht von vorn nach hinten drehen konnten. Zudem zerstörten die harten Steine, Metallstangen und Metallseile, mit denen der Schutt übersät war, die Panzerketten. Reifen von gepanzerten Fahrzeugen zerschnitten sich ebenfalls in scharfkantigem Schutt, Glas, Schrauben und Nägeln. Die russische Artillerie war sehr wirkungsvoll in Stalingrad, da die maroden Gebäude sehr schnell zusammenfielen und deutsche Truppen unter sich begruben, Straßen schnell unpassierbar nachten und die umherfliegenden Trümmer der Häuser nach Einschlägen sich als gefährliche Schrappnells erwiesen. Paulus selbst hatte den Befehl, sich in Stalingrad einzurichten, als dilettantisch bezeichnet und bereute es immer mehr, ihn dennoch befolgt zu haben. [Link Film Stalingrad]

Der Rest der „Schlacht“ war dann nur noch unvermeidbar. Vor allem der Munitionsmangel und Treibstoffmangel wurde zum Riesenproblem. Paulus beklagte vor allem das Problem, dass die deutschen Truppen in Stalingrad festsaßen und nicht in Vorstößen die russische Artillerie angreifen konnten. Dabei muss man vermuten, dass Hitler bewusst keinen Treibstoff nach Stalingrad lieferte, weil er die Flucht der Truppen und die Rückeroberung durch die Russen als politische Niederlage verstand, die man propagandamäßig nicht mehr der deutschen Bevölkerung schmackhaft machen konnte. Als Pauli sich ergab, war die deutsche Front schon über hundert Kilometer zurückgedrängt worden, die Kämpfe um Kursk bahnten sich an. Zudem waren bereits seit Monaten die Nachschublieferungen bevorzugt nach Afrika an Rommel gegangen, der ebenfalls bereits seit Monaten auf dem Rückzug war. [Link Kapitulation Paulus Stalingrad]

Sonntag, 17. Juni 2012

Vergewaltigungen an Deutschen durch Russen ende des 2. Weltkrieges - richtig oder nicht?

Ende des 2. Weltkrieges spielte die Nazi-Propaganga Vergewaltigungen an Deutschen durch die Russische Armee hoch; Auch heute wird dies noch von Ostpreussen oder Rechts-Konservativen oft als Argument benutzt. Aber war dies wirklich so schlimm? Zwei Punkte müssen bei der Betrachtung dieser Vorfälle gesehen werden:

  1. Die SS-Einheiten hatten von Anfang des 2. Weltkrieges an planmässig im eroberten Hinterland hinter der Front auf Anordnung vergewaltigt. Dabei waren getreu der Nazi-Rassedoktrin hübsche junge Frauen als Kartei geführt und auf oberste Anordnung von ausgesuchten Nazis vergewaltigt worden. Neben der Ausführung der Rasse-Doktrin hatte dies auch eine strategische Komponente: Durch die Blitzkriegs-Strategie war das eroberte Hinterland nicht von gegnerischen Truppen gesäubert worden; Die gegnerischen russischen Truppen hatten sich größtenteils in die Wälder zurückgezogen, wo sie auf Befehle warteten. Vergewaltigungen an der Zivilbevölkerung durch Deutsche war da ein beliebtes Mittel, diese aus den Wäldern herauszulocken und in Fallen zu locken. Rache für diese Methode war Ende des 2. Weltkrieges daher zu befürchten, zumal fast jeder Russe eine Verwandte hatte, die von den Deutschen vergewaltigt worden war.
  2. Dies war aber nicht der Hauptgrund für die Vergewaltigungen durch Russen. Der Hauptgrund war der innere Zustand der russischen Armee ende des 2. Weltkrieges. Die ehemals unter dem Zaren existierende Paradearmee was unter Lenin und später Stalin Stück für Stück verwahrlost; Insbesondere die stalinistischen Säuberungsaktionen waren dabei das letzte Puzzle, das die Armee zu Beginn des 2- Weltkrieges bis zur Einsatzunfähigkeit verwahrlosen lassen hatte. Dabei muss man berücksichtigen, dass dann noch der europäische Teil Russlands durch die ersten Kriegsjahre bis 1943 sehr viel stärker in der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Struktur zerstört worden war als man zugeben konnte; Der Teil westlich des Ural lag am Boden, Flüchtlingsströme wanderten Richtung Osten und waren auf das Wohlwollen der asiatischen Russen angewiesen. Der Widerstand konnte fast nur noch vom asiatischen Teil Russlands aus organisiert werden. Dadurch wuchs der Einfluss der unzivilisierten asiatischen Russen deutlich an, denen ein Völkerrecht oder Menschenrecht unbekannt waren in der Kriegsführung. Stalin selbst kämpfe in dieser Situation um das politische Überleben und fürchtete die Machthaber dieser östlichen Sowietrepubliken, deren Einwohner und deren Waren die neuen Armeen bildeten. Diese neuen Armeen waren so ungeordnet, dass sie praktisch bis zum Marsch auf Berlin keine wirkliche gemeinsame Front bilden konnten; Man kann sich diese Truppen als verwahrloste Haufen vorstellen, die sich wie die Deutschen selbst im Land versorgten (plünderten) und hauptsächlich einen sehr ungeordneten Krieg gegen marodierende SS-Truppen führten, um reguläre deutsche Truppen überhaupt zu zwingen, sich zum Kampf zu stellen. Vergewaltigen, Plündern und Brandschanzen gehörte zur üblichen Kriegsführung dazu; Das war auf russischen Boden genauso wie später auf deutschem Boden, nur dass sich die deutsche Propaganda bei Kriegsende besonders die Vergewaltigungen im Osten hervorhob und als Argument benutzen wollte in der Hoffnung, die Alliierten noch kurz vor Kriegsende entzweien zu können und gemeinsam mit den Amerikanern gegen Russland in den Krieg ziehen zu können.
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  3. Im übrigen stammen die Darstellungen von Vergewaltigungen von Russen an Deutschen, die vor allem in Ostdeutschland vorherrschen, noch auch der Nazi-Propaganda kurz vor Kriegsende und sind praktisch kaum zahlenmäßig belegt.

    Offizielle Zahlen über Vergewaltigungen nach Kriegsende wurden 1950 veröffentlicht ohne grosse Resonanz in der Presse. Dabei ging es um Statistiken von Abtreibungsanträgen mit der Begründung "Vergewaltigung" nach Kriegsende. Bei diesen Statistiken zeigte sich vor allem auch die Kehrseite des "Frauleinwunders" in der amerikanischen Zone. In diesen Statistiken lagen die amerikanische Zone und die sowietische Zone etwa gleichauf bei gemeldeten Vergewaltigungen pro 1000 Einwohner. Am wenigsten Vergewaltigungen wurden in der englischen Zone gemeldet; Am meisten Vergewaltigungen in der französischen Zone. Die Gründe der Probleme in der französischen Zone waren dabei das zuvor besonders schlechte Benehmen deutscher Besatzungssoldaten in der französischen Zone. Dabei war in der deutschen Wehrmacht offenkundig eine Art Belohnungssystem für verdiente Soldaten ausschlaggebend, in dem Versetzungen nach Frankreich, insbesondere Paris, sehr beliebt waren; Als schlimmste Strafe galt dabei die Versetzung an die "Ostfront". Entsprechend wurden oft die schlimmsten deutschen Soldaten nach Frankreich versetzt. Frankreich hatte dabei auch einen Ruf sexueller Freiheit bei den Soldaten, zumal gerade in Paris sehr viele gebildete, vornehme und gutaussehende Frauen den Deutschen schutzlos ausgeliefert waren und die sexuellen Übergriffe von der Bevölkerung als besonders demütigend empfunden wurden. Entsprechend war besonders die Rache der Franzosen nach Kriegsende markant: Schon in Frankreich wurden den ehemaligen Geliebten von deutschen Soldaten öffentlich die Haare abgeschnitten.