Mittwoch, 25. Mai 2011

Der Flugschreiber den niemand will

Höchsten Sicherheitsstatus bei europäischen Geheimdiensten haben inzwischen die Daten der Flugschreiber des Airbus, der Pfingsten 2009 im Atlantik abstürzte. Die Fakten liegen dabei schon auf dem Tisch, aber jeder fühlt sich in seiner Position bestätigt.

Air France verweist dabei vor allem darauf, daß die Sensoren der Geschwindigkeitsmesser offensichtlich vereisten und fehlerhafte Daten lieferten. In einen unglücklichen Moment geschah dann etwas sehr unwahrscheinliches: Alle 3 Sensoren lieferten das gleiche falsche Signal, und der Bordcomputer hielt die fehlerhaften Daten für richtig und korrigierte die Steuerbewegungen der Piloten fehlerhaft - so weit so gut. Bestätigt fühlt man sich auch dadurch, daß Airbus bereits 2009 an allen Flugzeugen die Geschwindigkeitssensoren austauschen ließ und jetzt darauf besteht, daß 3 verschiedene Sensoren von 3 verschiedenen Herstellen mit verschiedenen physikalischen Wirkprinzipien vorgeschrieben sind.

Airbus dagegen verweist auf die Fehler der Piloten bei dem Flug: Die Piloten ignorierten vor dem Start Unwetterwarnungen und hatten das Flugzeug auch noch bis zur zul. Grenze beladen. Und in der Pilotenausbildung muß schon jeder Segelflugschüler die Brisanz von Vereisung kennen: Erst Ausfall der Instrumente, eventuell sogar Anzeigen fehlerhafter Werte; dann Festfrieren der Ruder und Ausfall der Steuerung; Dann zunehmendes Gewicht durch die Einschicht sowie schlechtere Airodynamik des gesamten Flugzeuges. Zuletzt stürzt das Flugzeug wie ein Stein zu Boden. Und laut Flugschreiber ist genau das passiert in genau der Reihenfolge. Außerdem sei nicht klar, ob das automatische Abschalten der automatischen Flughilfen nur den Piloten überrascht haben könnte, der den Steuerknüppel gerade in einer falschen Position hielt... Nach der Meinung von Airbus war das Flugzeug aber schon Minuten vorher rettungslos verloren, als die erste Meldung vor einer Vereisung der Klappen warnte. Festfrieren der Ruderanlage macht das Flugzeut steuerlos; Vorgeschrieben wäre jetzt ein Ausführen von größeren Steuerausschlägen durch den Piloten gewesen, um die Gängigkeit der Klappen zu kontrollieren bzw. sogar das sich bildende Eis wegzubrechen. Dies erfolgte nicht. So kann die spätere Instrumentenanzeige des Airbus auch richtig gewesen sein; nur daß weder Pilot noch Computer in der Lage waren, die festgefrorenen Ruder zu bewegen und das Flugzeug wie bei einem Pilotenanfänger vereist aus dem Ruder lief.

Also wäre dies etwa so, als würde sich ein Autofahrer über Probleme beim Aqua Planning beschweren, wenn schon Minuten vorher die ESP-Anzeige den Ausfall des ESP angezeigt hat. Wenn er lange vorher auch noch Unwetterwarnungen ignoriert hat und schneller als 80 kmh unterwegs war. Und wenn er dann noch mit dem Automobilhersteller darüber diskutieren will, wie das ESP beim Ausfall eines Sensors zu reagieren hat, und behaupten, das Eingreifen des ESP habe den Unfall verursacht.

Nach den Skandalurteilen vom Sinken der Estonia, dem Absturz am Bodensee und dem Absturz der Concorde zeichnet sich damit bereits jetzt ein neuer Justizskandal ab; Denn daß alles an die Öffentlichkeit kommt, will im Moment niemand; Weder Airbus noch Air France.