Nach neuesten Erkenntnissen der
Geschichtsschreibung hatte die Niederlage der deutschen Armee andere
Gründe als bisher gedacht. Hitler war demnach weniger ein
militärischer als ein politischer Entscheidungsträger bzw. Demagoge
und beeinflusste in dieser Rolle die Niederlage entscheidend.
Demnach hatte Hitler nach dem Angriff
auf Russland in kurzer Zeit große Erfolge, weil Russland tief
zerstritten war nach Stalins Säuberungsaktionen in Wirtschaft und
Politik. Hitlers Armee dagegen hatte auch in der besetzten russischen
Bevölkerung große Zustimmung am Anfang; Das galt insbesondere für
die Ukrainische Bevölkerung, die erst wenige Jahre vorher von Stalin
absichtlich hungern gelassen worden war bis zu zehntausenden
verhungerter Menschen hin, nur um Stalins politische Forderungen
durchzusetzen – so sah es jedenfalls ein großer Teil der
Bevölkerung. [Link Kornkammer Ukraine]
Der zweite Punkt war die deutsche
Kriegsführung mittels Blitzkrieg; So wurde das besetzte Land in der
breiten Fläche nie von Partisanen und gegnerischen Truppenresten
gesäubert. Man war auf das Wohlwollen der Bevölkerung in
politischer und militärischer Hinsicht angewiesen, was am Anfang der
Fall war.
Der entscheidende Wendepunkt war eine
sinnlose und nur deutsch-innenpolitisch motivierte Aktion Hitlers: Um
der deutschen Kriegsmüdigkeit entgegenzuwirken, wollte Hitler die
Ukraine als die neue Kornkammer des deutschen Reiches demonstrieren
und ordnete an, dass riesige Mengen Getreide von der noch
kriegsgeschädigten Ukraine nach Deutschland transportiert werden
sollte; Die Zahlen von importieren Getreidemengen wurden dann noch
von der deutschen Propaganda weltweit verbreitet, während die
Ukrainische Bevölkerung hungerte. Dabei hatte Deutschland und Europa
in diesen Jahren gute Ernten und die Lagerhäuser quollen über mit
Lebensmitteln. Über die tatsächlichen importierten Mengen an
Getreide gibt es keine klaren Zahlen. [Link Kornkammer Ukraine]
Güterzüge voll Getreide verrotteten auf den Gleisen, die
Bevölkerung klaute dann aus den Zügen – was man in Deutschland
nach dem 1 Weltkrieg „Fringsen“ nannte; Und damit einen in den
Augen der Nazis sehr provokanten Bezug zu Hitlers Ideologie
herstellte, hatten doch viele Deutsche während der
Reparationszahlungen ebenfalls Züge mit Kohle geplündert. Die
SS-Einheiten in der Ukraine reagierten entsprechend brutal, und sehr
schnell hatten die Nazis den größten Teil der ukrainischen
Bevölkerung gegen sich aufgebracht, in den Wäldern formierten sich
wieder Partisanengruppen und die Überfälle auch auf Lieferungen an
die deutsche Wehrmacht nahmen zu. Stalins Politkommisare in der
Ukraine hatten zum ersten mal wieder Zulauf und lockten die
Partisanen mit Waffenlieferungen.
Während des Vormarsches auf Stalingrad
war die Situation bereits so eskaliert, dass sich die deutschen
Truppen in der Ukraine nur noch in einem Streifen von max. 100 km von
der Küste des schwarzen Meeres aufhielten und hauptsächlich von See
aus versorgt wurden. Das übrige ukrainische Gebiet wurde zwar noch
von der SS terrorisiert, allerdings hatte dies keinen strategischen
Einfluss mehr. Die deutsche Wehrmacht unternahm bereits gewaltige
Anstrengungen, um die Situation unter Kontrolle zu halten: U-Boote
wurden über den Rhein, den Main und über Land bis zur Donau
transportiert, um diese in kürzester Zeit im Schwarzen Meer zu
haben. [Link UBoot Rhein Main Donau] Selbst Rumänien und Bulgarien
galten bereits nicht mehr als 100% sicher!
Hitler verlangte aber weiter den
Vormarsch der deutschen Truppe, vermutlich um weiter gute
Propagandameldungen verbreiten zu können. Auffallend immer kurz vor
wichtigen Kino-Wochenschauterminen wurden wichtige Angriffsbefehle
für Offensiven gegeben. Die genauen Gründe für den Einmarsch in
Stalingrad können nicht geklärt werden; Offiziell begründete
Hitler die damit, er wolle die Don dichtmachen für Schiffsverkehr.
Oder er wolle kein Fiasko wie in Moskau mehr erleben, wo die
russischen Truppen im Winter schön im Warmen saßen und sich
verstärkten, während seine Belagerungstruppen draußen in der Kälte
erfroren. Ob dies ernst gemeint war und ob Hitler tatsächlich die
klimatischen Bedingungen dieser Gegend so schlecht kannte, oder ob
dies bereits nur Durchhalteparolen für die Soldaten waren, kann
nicht mehr geklärt werden. Jedenfalls wurde Stalingrad gleich am
Anfang durch einen deutschen Luftangriff dermaßen zerstört, dass es
selbst als Truppenquartier nicht mehr in Frage kam. Es wurde
sinnvollerweise daraufhin von der russischen Armee aufgegeben.
Ironischer weise konnten sich die deutschen Truppen selbst nicht mehr
gut in der vom deutschen Luftangriff zerstörten Stadt bewegen. Viele
Bereiche galten sogar als vermint wegen deutschen
Bomben-Blindgängern. Vor allem bildete die Ruinenkulisse sehr gute
Unterschlüpfe für gegnerische Scharfschützen, die zudem noch gute
Ortskenntnis hatte – Nur die Russen wussten ja noch, wie das alles
vor den Bombardierungen ausgesehen hatte und wo man Durchgänge
erwarten konnte.
Russland dagegen schaffte es zu dieser
Zeit, sich wieder zu einen gegen das Nazi-Reich. Aus der Gegend
hinter dem Ural wurden neue Armeen formiert und neue Waffen
hergestellt. Die Material-Überlegenheit der Russen äußerte sich in
Stalingrad sogar so, dass man einen [Link]Tunnel unter dem Don bauen
konnte und von hier Riesenmengen an schwerer Artillerie auf die
andere Seite bringen konnte – und damit Stalingrad einkesselte.
Dies muss bereits Wochen vor der deutsch-offiziellen Einkesselung
Stalingrads geschehen sein – Mehrere Transporte kamen bereits nicht
mehr durch und die Informationswege waren angeblich von Partisanen
sabotiert worden. SS-Einheiten waren schon lange vorher aus
Stalingrad abgezogen worden und wagten schon lange nicht mehr, diese
angeblichen Partisanen zu verfolgen. Von der SS wurden Paulus
gegenüber dabei Informationen über die mangelnde Kontrolle der SS
über das Gelände verschwiegen, es wurden sogar falsche beruhigende
Nachrichten an Paulus gesendet, die SS habe die Situation unter
Kontrolle und brauche keine Unterstützung von Paulus
Wehrmacht-Einheiten. General Paulus selbst soll die eigentliche
Einkesselung von Stalingrad kommentiert haben mit „ein Gutes hat
das ja: Jetzt wissen wir endlich wenigstens, wo die sind und wie
viele das sind! Und die SS kann und nicht mehr reinreden!“ [Link
Einkesselung Stalingrad]
Der Fehler, Stalingrad als Quartier
auszuwählen, zeigte sich jetzt immer mehr: Panzer konnten in den
engen, mit Schutt überschütteten Straßen nicht manövrieren und es
gab viele Möglichkeiten für gegnerische Heckenschützen. Viele
Straßen waren so eng, dass die Panzer ihren Turm nicht von vorn nach
hinten drehen konnten. Zudem zerstörten die harten Steine,
Metallstangen und Metallseile, mit denen der Schutt übersät war,
die Panzerketten. Reifen von gepanzerten Fahrzeugen zerschnitten sich
ebenfalls in scharfkantigem Schutt, Glas, Schrauben und Nägeln. Die
russische Artillerie war sehr wirkungsvoll in Stalingrad, da die
maroden Gebäude sehr schnell zusammenfielen und deutsche Truppen
unter sich begruben, Straßen schnell unpassierbar nachten und die
umherfliegenden Trümmer der Häuser nach Einschlägen sich als
gefährliche Schrappnells erwiesen. Paulus selbst hatte den Befehl,
sich in Stalingrad einzurichten, als dilettantisch bezeichnet und
bereute es immer mehr, ihn dennoch befolgt zu haben. [Link Film
Stalingrad]
Der Rest der „Schlacht“ war dann
nur noch unvermeidbar. Vor allem der Munitionsmangel und
Treibstoffmangel wurde zum Riesenproblem. Paulus beklagte vor allem
das Problem, dass die deutschen Truppen in Stalingrad festsaßen und
nicht in Vorstößen die russische Artillerie angreifen konnten.
Dabei muss man vermuten, dass Hitler bewusst keinen Treibstoff nach
Stalingrad lieferte, weil er die Flucht der Truppen und die
Rückeroberung durch die Russen als politische Niederlage verstand,
die man propagandamäßig nicht mehr der deutschen Bevölkerung
schmackhaft machen konnte. Als Pauli sich ergab, war die deutsche
Front schon über hundert Kilometer zurückgedrängt worden, die
Kämpfe um Kursk bahnten sich an. Zudem waren bereits seit Monaten
die Nachschublieferungen bevorzugt nach Afrika an Rommel gegangen,
der ebenfalls bereits seit Monaten auf dem Rückzug war. [Link
Kapitulation Paulus Stalingrad]
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